SAP im Überblick

1 Einleitung

1.1 SAP AG
1.2 Produktlinien R/2 und R/3

2 Ausgewählte Eigenschaften

2.1 Standardsoftware
2.2 Integration und Modularität
2.3 Multinationalität

3 Ausgewählte technische Grundlagen

3.1 Client-Server-Architektur
3.2 Netzwerke
3.3 Datenbankmanagementsysteme
3.4 Schnittstellen
3.5 Online Service System

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis


1 Einleitung

1.1 SAP AG

Das Unternehmen SAP wurde 1972 in Weinheim von einer Gruppe ehemaliger Mitarbeiter der IBM als GBR gegründet. Dabei bedeutete diese Abkürzung ursprünglich "Systemanalyse und Programmentwicklung", und wurde zu einem späteren Zeitpunkt in "Systeme, Applikationen, Produkte in der Datenverarbeitung" geändert. Hinsichtlich der Rechtsform des Unternehmens fand 1976 zunächst der Übergang in eine GmbH und 1988 die Wandlung in eine AG statt.

Die heutige Bedeutung der SAP AG kann leicht mit Hilfe einer Reihe von Kennzahlen des Unternehmens verdeutlicht werden:

Nicht zuletzt aufgrund solcher Entwicklungen gehört die Aktie der SAP AG zu den dreißig umsatzstärksten deutschen Aktien, was im Jahre 1995 durch die Aufnahme in den "Deutschen Aktienindex (DAX)" gewürdigt wurde.

Außerdem ist die SAP AG mit einer Reihe namhafter Unternehmen strategische Partnerschaften eingegangen, die ihre Stellung weiter stärken sollen. Die besagten Unternehmen stammen dabei aus verschiedenen Branchen und umfassen beispielsweise die führenden Hardwarehersteller und Unternehmensberatungen. Allerdings arbeiten einige dieser Partner gleichzeitig auch mit den Mitbewerbern von SAP zusammen. Zu diesem Mitbewerb zählen beispielsweise die Unternehmen Baan, Marcam, Oracle und Peoplesoft.

Quellenverzeichnis:

1.2 Produktlinien R/2 und R/3

Die SAP bietet grundsätzlich zwei verschiedene Softwareprodukte an. Dabei handelt es sich um die Systeme R/2 und R/3. Beide sind Beispiele für integrierte Standardsoftware, deren betriebswirtschaftliche Funktionalität eine Vielzahl von Bereichen in einem Unternehmen unterstützen kann. Eine weitere Eigenschaft, die beide Systeme aufweisen, ist die sogenannte "Realtime-Verarbeitung". In diesem Zusammenhang wird darunter verstanden, daß sich die Ergebnisse von Anwendungen sofort in einer gemeinsamen Datenbasis niederschlagen, so daß jede spätere Anwendung auf den aktuellen Daten arbeitet. Die Bezeichnung dieses Verarbeitungsprinzips findet sich auch im Namen der Softwareprodukte durch den Buchstaben "R" wieder.

Das System R/2 existiert bereits seit 1979 und kann nur auf Großrechnern betrieben werden. Zur Zeit existieren weltweit über 2000 Installationen dieses Systems, das weiterhin gepflegt und gewartet wird, obwohl SAP seinen R/2-Kunden die Migration zum System R/3 nahelegt.

SAP konzentriert sich heutzutage stark auf das System R/3, dessen erste Produktivinstallation 1992 bei einem Pilotkunden in den Einsatz ging. Von seinem Vorgänger R/2 unterscheidet sich das System insbesondere dadurch, daß es keine monolithische Großrechnerarchitektur mehr verwendet. Statt dessen ist das System nach Client/Server-Prinzipien strukturiert, die eine Verteilung auf Workstations und PCs ermöglichen. Hinsichtlich der Verbreitung von R/3 ist festzuhalten, daß weltweit mehr als 9000 Installationen existieren, in denen mehr als eine Million Endanwender aktiv sind.

Quellenverzeichnis:

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2 Ausgewählte Eigenschaften

2.1 Standardsoftware

Eine Möglichkeit für die Gliederung von Softwareprodukten stellt die Einteilung in die Kategorien Individual- und Standardsoftware dar. Unter dem Begriff der Individualsoftware werden dabei diejenigen Softwareprodukte verstanden, die ein Unternehmen entweder in Eigenregie selbst entwickelt oder aber durch ein Softwarehaus für sich entwickeln läßt. Aus der Sicht des Unternehmens sind die wesentlichen Eigenschaften dieser Kategorie von Softwareprodukten, daß sie in Funktionalität und Form weitestgehend nach den eigenen Maßgaben und Erfordernissen hergestellt werden. Da das Softwareprodukt erst nach der Entscheidung über die Verwendung erstellt wird, kann der Einsatz im Unternehmen erst nach der Entwicklungszeit begonnen werden.

Die Kombination dieser beiden Eigenschaften der Individualsoftware rechtfertigt den Vergleich mit einer Maßanfertigung des Softwareproduktes. Aus der Sicht des Softwarehauses kommt die Herstellung einer Individualsoftware einer Auftragsfertigung gleich, da das Projekt erst auf Wunsch und nach Maßgabe des Kunden begonnen wird.

Im Gegensatz dazu stellt das Softwarehaus eine Standardsoftware für einen Markt her. Entsprechend wird diese so angefertigt, daß sie den durchschnittlichen Ansprüchen einer Vielzahl potentieller Kunden gerecht wird. Folglich zeichnet sich die Standardsoftware dadurch aus, daß sie an verschiedene Kunden in weitgehend identischer Form ausgeliefert werden soll.

Aus der Sicht des Kunden bedeutet dies, daß Standardsoftware ohne signifikante Verzögerung beschafft werden kann, da diese bereits zum Zeitpunkt der Anschaffungsentscheidung vollständig entwickelt ist. Auf der anderen Seite wurde das Softwareprodukt nicht nach der eigenen Maßgabe entwickelt, so daß kein Einfluß auf Form und Funktionalität besteht. Entsprechend muß das Unternehmen damit rechnen, daß das Softwareprodukt den eigenen Anforderungen nicht exakt entspricht. Im Falle einer Unterdeckung wäre die Einsetzbarkeit im Unternehmen gefährdet, während eine Überdeckung bedeutet, daß eine Produkteigenschaft bezahlt wurde, die dem Unternehmen keinen entsprechenden Nutzen bringt.

Ein weiterer denkbarer Vorteil von Standardsoftware aus der Sicht des Kunden besteht darin, daß die Kosten für deren Entwicklung, Pflege und Weiterentwicklung durch das Softwarehaus auf eine Vielzahl von Kunden verteilt werden können. Entsprechend könnten diese Leistungen für geringere Preise angeboten werden.

Neben den beiden genannten Softwarekategorien wird auch der Begriff der Branchen-software verwendet. Damit bezeichnet man solche Softwareprodukte, die auf die spezifischen Anforderungen einer bestimmten Branche zugeschnitten sind. Entsprechend kann Branchensoftware als eine Untermenge der Standardsoftware begriffen werden, wobei der Kreis der potentiellen Kunden aus einer bestimmten Branche stammt.

Üblicherweise wird R/3 zur Kategorie der Standardsoftware gezählt. Die SAP AG reklamiert in diesem Sinne die folgenden Eigenschaften für R/3:

Allerdings müssen solche Aussagen auch hinterfragt werden. Beispielsweise kann man das Schlagwort der "Best-Business-Practices" als einen Versuch kritisieren, die Beschränktheit des Standardumfangs durch eine wertende Aussage umzudeuten. Auch hinsichtlich der Branchenneutralität kann Kritik angeführt werden. So mußte der Vorstandsvorsitzende und Mitbegründer von SAP, Dietmar Hopp, im Rahmen eines Interviews mit der Wirtschaftswoche einräumen, daß R/3 bei Boeing nicht eingeführt werden konnte, weil umfangreiche Nachentwicklungen für die spezifischen Anforderungen notwendig geworden wären.

Um den besonderen Anforderungen einiger Branchen gerecht werden zu können, bietet SAP ihr Softwareprodukt R/3 auch mit spezifischen Anpassungen an diese Bedürfnisse an. Diese werden im Sprachgebrauch von SAP als "Industry Solutions" bezeichnet. Zur Gruppe der Branchen, die auf diese Weise unterstützt werden, gehören beispielsweise die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Versicherungs- und Finanzdienstleister, die Ölindustrie etc.

Auch die Eigenschaft der sofortigen Verfügbarkeit von Standardsoftware liegt bei R/3 nur eingeschränkt vor, da sich die Einführungsprojekte über mehrere Jahre erstrecken können. In diesem Zusammenhang gibt SAP an, daß 79% der Projekte innerhalb eines Jahres beendet sind. Dem stehen aber auch Fälle, wie Hoechst und Siemens, gegenüber, die jeweils vier Jahre veranschlagen.

Quellenverzeichnis:

2.2 Integration und Modularität

SAP R/3 integriert in seinem Funktionsumfang eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher Teilbereiche, so daß ein Unternehmen kaum weitere Softwareprodukte anderer Hersteller zusätzlich benötigt, um seine betriebswirtschaftlichen Erfordernisse abzudecken. Auf diese Weise erspart R/3 dem Unternehmen weitgehend die Schnittstellenproblematik, die beim Einsatz heterogener Teillösungen auftritt. Dabei handelt es sich um den Aufwand für die Erstellung und Pflege einer speziellen Schnittstelle zwischen je zwei der Teillösungen, zwischen denen Datenaustausch oder Kooperation notwendig ist. Im Falle von R/3 gehören diese Schnittstellen jedoch zu den internen Strukturen des Systems, so daß der Anwender nicht über entsprechendes Wissen verfügen muß.

Ein weiterer Vorteil des integrierten Konzeptes besteht in der verminderten Redundanz im Datenbestand. Diese entsteht sonst dadurch, daß üblicherweise jede Teillösung einen eigenen Datenbestand besitzt, in dem die zu bearbeitenden Daten in spezifischem Format hinterlegt sind. Auf diese Weise kommen solche Daten, die in mehrere Anwendungen eingehen, auch in mehreren Datenbeständen vor. Ein solcher Umstand belegt nicht nur Ressourcen, sondern birgt auch die Gefahr der Inkonsistenz, da sich die Veränderung eines Datums eventuell nicht in alle Datenbestände fortsetzt.

Bei R/3 hingegen existiert nur ein Datenbestand für die integrierten Einzelanwendungen. Auf diese Weise wird die beschriebene Redundanz auf ein kontrolliertes Minimum reduziert. Außerdem pflanzen sich die Veränderungen, die eine Anwendung am Datenbestand vornimmt, sofort in alle späteren Betrachtungen fort, die nachträglich in einer Anwendung durchgeführt werden.

Die betriebswirtschaftliche Funktionalität von R/3 wird in einer modularen Struktur realisiert. Jedes der Module läßt sich seinerseits in eine Menge sogenannter Komponenten zerlegen. Die SAP AG faßt die Menge der betriebswirtschaftlichen Module wiederum in den drei Kategorien Rechnungswesen, Logistik und Personal zusammen. Eine Aufstellung der Module von R/3, die gemäß dieser Kategorien aufgebaut ist, liegt in Tabelle 1 vor.

RECHNUNGSWESEN

Controlling (CO)
Finanzwesen (FI)
Investitionsmanagement (IM)
Treasury (TM)
Unternehmenscontrolling (EC)

LOGISTIK

Instandhaltung (PM)
Materialwirtschaft (MM)
Produktionsplanung und -steuerung (PP)
Projektsystem (PS)
Qualitätsmanagement (QM)
Vertrieb (SD)

PERSONALWIRTSCHAFT

Personaladministration und -abrechnung (PA)
Personalplanung und -entwicklung (PD)

Tabelle 1: Die betriebswirtschaftlichen R/3-Module

Ein Unternehmen ist nicht dazu gezwungen, jedes Module zu verwenden. Statt dessen kann eine spezifische Auswahl aus der Menge der Module getroffen werden. Auf diese Weise kann das Unternehmen einen definierten Ausschnitt aus der betriebswirtschaftlichen Funktionalität von R/3 anwenden. In diesem Zusammenhang muß beachtet werden, daß die Auswahl und Anzahl der Module einen Faktor für den Kaufpreis der Software bedeutet.

Als ein Vorteil der Modularisierung kann auch angesehen werden, daß ein Unternehmen nicht notwendigerweise seine gesamte Betriebswirtschaft gleichzeitig auf R/3 umstellen muß. Statt dessen kann beispielsweise eine modulweise Einführung durchgeführt werden.

Je nach der getroffenen Modulauswahl ergibt sich eine Reihe von Integrationsmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Modulen. Diese können jeweils aktiviert bzw. deaktiviert werden. Die angesprochenen Möglichkeiten liegen unter anderem im Bereich der integrierten Anwendung von Personalplanung und Kostenrechnung. Dabei können beispielsweise die unterschiedlichen Organisationseinheiten des Unternehmens als Kostenstellen betrachtet werden, denen auf diese Weise leicht die Kosten für das jeweilige Personal der Organisationseinheit zugeordnet werden. Auf der anderen Seite können die Daten des Controlling auch für die Durchführung der Personalkostenplanung dienen.

Quellenverzeichnis:

2.3 Multinationalität

Im Rahmen einer multinationalen Geschäftstätigkeit entstehen im Unternehmen spezielle Anforderungen, denen die einzusetzenden Softwareprodukte entsprechen müssen. Solche Problemstellungen können exemplarisch in drei Bereiche gegliedert werden. Dabei handelt es sich um die Sprach- und Währungspluralität sowie um die Notwendigkeit, unterschiedlichen rechtlichen Erfordernissen nachzukommen. Diesen drei Bereichen muß sich auch SAP R/3 stellen.

Hinsichtlich der Sprachproblematik zeigt sich R/3 den Anforderungen durchaus gewachsen. Die Präsentationsschnittstelle SAP-GUI wird in mehr als 20 verschiedenen Sprachversionen angeboten. Darunter finden sich beispielsweise auch Versionen für Mandarin und Kanji, wobei jeweils die zugehörigen Schriftzeichen zur Darstellung verwendet werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, daß die Endbenutzer von R/3 in vielen Ländern der Welt in ihrer Muttersprache mit dem System kommunizieren können. Dabei kann sich jeder Endbenutzer unabhängig für eine Präsentationssprache entscheiden. Eine solche Auswahlmöglichkeit steht dann bei jedem Aufruf der SAP-GUI zur Verfügung. Eine Aufstellung der bislang erschienenen Sprachversionen der SAP-GUI liegt in Tabelle 2 vor. Für eine Würdigung dieser Vielfalt muß beachtet werden, daß die Übersetzung von SAP R/3 für eine neue Präsentationssprache unter anderem die Bearbeitung von mehr als zwei Millionen Zeilen Online-Dokumentation bedeutet.

Chinesisch (Mandarin) Dänisch Deutsch
Englisch Finnisch Französisch
Griechisch Hebräisch Italienisch
Japanisch (Kanji) Koreanisch Niederländisch
Norwegisch Polnisch Portugiesisch
Russisch Schwedisch Slowakisch
Slowenisch Spanisch Tschechisch
Türkisch Ungarisch  

Tabelle 2: Die R/3-Sprachversionen

Die auf der SAP-GUI verwendete Sprache ist unabhängig von der Lösung der anderen Probleme im multinationalen Umfeld zu sehen. So ist es ohne weiteres denkbar, daß über die deutsche Sprachversion der SAP-GUI Vorgänge ausgelöst werden, die japanischem Recht folgen oder Standardbriefe in finnischer Sprache versenden.

Für den Bereich der Währungspluralität ist zu sagen, daß SAP R/3 eine Mehrzahl von Währungen parallel handhaben und anhand entsprechender Kursen bewerten kann.

Wenn sich ein Unternehmen im multinationalen Umfeld bewegt, unterliegt seine geschäftliche Tätigkeit unterschiedlichen rechtlichen Regelungen. Prägnante Beispiele liegen an dieser Stelle beispielsweise im Bereich der Personalwirtschaft und des Finanzwesens von SAP R/3. Um solche rechtlichen Spezifika zu integrieren, bedient sich die SAP AG üblicherweise der Zusammenarbeit mit Pilotkunden.

Im Rahmen der Personalwirtschaft wurde beispielsweise die Möglichkeit geschaffen, die besonderen Regelungen für den Mutterschutz und den Wehrdienst in Deutschland zu verwalten. Außerdem sind die Durchführungen, die im Zusammenhang mit der Personalabrechnung auftreten, besonders abhängig von den jeweiligen rechtlichen Regelungen. Dieser Umstand beruht auf den unterschiedlichen Systemen der Besteuerung und der Sozialversicherung.

Aus dem Bereich des Finanzwesens handelt es sich insbesondere um das externe Berichtswesen, das nationale Anpassungen benötigt. So kennt das deutsche Recht beispielsweise eine Meldung gemäß der Außenwirtschaftsordnung, in der ein Unternehmen der zuständigen Landeszentralbank Auskunft über Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Gebietsfremdem machen muß. Diese Form des Berichts kann in anderen Länder jedoch überflüssig sein.

Zusätzlich beherrscht SAP R/3 verschiedene internationale Maßeinheiten und für Japan sogar einen Kalender, der sich auf den Kaiser des Landes bezieht.

Als ein einfaches Indiz für den Grad, zu dem SAP R/3 den besonderen Anforderungen des multinationalen Umfeldes gerecht wird, kann auch der internationale Erfolg der SAP AG betrachtet werden. Die Installationen verteilen sich auf mehr als 50 Länder der Erde. Hinsichtlich der Gewichtung des internationalen Geschäftes für die SAP AG kann festgehalten werden, daß im Jahre 1995 die deutschen Kundensitze hinsichtlich des Umsatzes aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit weniger als 30% ausmachten.

Quellenverzeichnis:

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3 Ausgewählte technische Grundlagen

3.1 Client-Server-Architektur

Das Client-Server-Modell ist ein Architekturmodell von DV-Systemen, in dem Dienstnachfrager (Clients) und Dienstanbieter (Server) interagieren. Aus Sicht der Ressourcenverwaltung eines DV-Systems ist ein Server dadurch gekennzeichnet, daß dieser auf Ressourcen zugreifen darf und den anderen Elementen des Systems bestimmte Funktionen auf Ressourcen anbietet. Clients haben einen indirekten Ressourcenzugriff über das Funktionsangebot der Server.

Der Client-Server-Ansatz kann sowohl hardware- als auch softwareorientiert betrachtet werden.

Varianten der Client-Server-Konzeption ergeben sich aus der Unterteilung der Funktionalitäten einer Applikation in die drei Ebenen

die gemäß der Hierarchie paarweise miteinander kommunizieren.

Je nach Verteilung der einzelnen Schichten auf Rechner werden

Architekturvarianten differenziert.

Das R/3-System basiert auf einer software-orientierten, mehrstufigen Client-Server-Architektur. Die Serverdienste des R/3-Systems lassen sich vereinfacht in Anlehnung an die oben beschriebenen Ebenen in Präsentationsserver, Anwendungsserver und Datenbankserver gliedern.

Die Präsentationsschicht erzeugt die grafische Benutzeroberfläche, ermöglicht die Dialogführung des R/3-Systems mit dem Anwender, bietet Dienste zur Grafikdarstellung und erlaubt das Herunterladen (Download) von Daten. Diese Schnittstelle des R/3-Systems mit dem Anwender und dem Anwendungsserver wird durch das Programm SAP-GUI (SAP graphical user interface) repräsentiert. Das Programm ist für verschiedene Betriebssysteme (z.B. Windows 3.1/95/NT, OS/2, Macintosh) verfügbar und stellt somit eine einheitliche, plattformunabhängige R/3-Bedienoberfläche dar.

Das eigentliche Kernstück des R/3-Systems ist die Anwendungsschicht. Sie spiegelt die betriebswirtschaftliche Logik wider und wird durch Anwendungsserver repräsentiert, welche mehrfach bei einem R/3-System installiert sein können. Ein Anwendungsserver (auch Systemkern oder Basissystem) kann folgende Dienste (Services) bereitstellen:

Ein Transaktionsmonitor (SAP-Dispatcher) als zentraler Prozeß auf Betriebssystemebene übernimmt je Anwendungsserver die Verwaltung der einzelnen Leistungen mit Ausnahme der Message-Services.

Die Verwaltung der zentralen Datenbank einer R/3-Installation obliegt dem Datenbankserver (Datenhaltungsschicht). Alle Anwendungsserver eines R/3-Systems haben über einen einheitlichen Datenbankbenutzer Zugriff auf den Datenbestand der Anwendung mittels SQL (Structured Query Language).

Eine Verteilung der Services in einem Rechnernetzwerk erlaubt alternative Konfigurationen eines R/3-Systems, welche sich bezüglich ihrer Performanz, entstehender Hard- und Softwarekosten sowie ihrer Flexibilität und Wartbarkeit unterscheiden. Es werden folgende Alternativen differenziert:

Abbildung 1: Dreistufige R/3-Konfiguration

Quellenverzeichnis:

3.2 Netzwerke

Ein Netzwerk kann als Verknüpfung von mindestens zwei Rechnern durch ein Kommunikationssystem definiert werden. Sind die Rechner eines Netzwerkes über einen geographisch begrenzten Raum (z. B. Betriebsgelände) verteilt, so spricht man von einem LAN (Local Area Network). Netzwerke mit einer Ausdehnung von i.d.R. mehr als 10 km werden als WAN (Wide Area Network) oder als GAN (Global Area Network) bezeichnet.

Die Struktur und Anordnung von Verbindungen zwischen Rechnern eines Netzes spiegeln sich in der Netzwerktopologie wider. Es werden die Standard-Typen Bus, Stern, Ring und Baum unterschieden, welche mit Hilfe von Gateways, Routern und Bridges zu heterogenen Netzwerken verbunden werden können.

Zugriffsverfahren bzw. Protokolle steuern und regeln den Datenfluß eines Netzwerkes. Das ISO-Referenzmodell definiert hierzu als anerkannte Rahmenarchitektur 7 Schichten und legt fest, welche Protokolle und Dienste in den einzelnen Schichten implementiert werden können. CSMA/CD (Carrier Sense Multiple Access / Collision Detection) für Busnetze (Ethernet) und Token-Zugangsverfahren für Ringnetze (Token Ring, FDDI [Fibre Distributed Data Interface]) sind die wichtigsten Zugangstechniken der ersten zwei Schichten des Modells.

Die TCP/IP-Protokollfamilie (Transmission Control Protocol/Internet Protocol) als bewährter Industriestandard deckt die Schichten 3 bis 7 ab und kann sowohl in LANs als auch in WANs eingesetz werden (vgl. Tabelle 3). Als Übertragungsmedien dienen in Rechnernetzen verdrillte Kupfer-, Koaxial- und Glasfaserkabel, aber auch Funk- und Laserstrecken.

ISO-Referenzmodell

TCP/IP-Protokollfamilie

  1. Bitübertragungsschicht (Physical Layer)
    Aufgaben: physikalische Übertragung von Bitströmen, definiert die Schnittstelle von Rechner und Übertragungsmedium.
  1. Keine eindeutige Definition.
  1. Verbindungsschicht (Data Link Layer)
    Aufgaben: blockorientierte Datenübertragung zwischen direkt verbundenen Rechnern, Übertragungsfehlererkennung und -behebung sowie Geschwindigkeitsanpassung.
  1. Keine eindeutige Definition.
  1. Netzwerkschicht (Network Layer)
    Aufgaben: paketorientierte Datenübertragung zwischen Endsystemen, Wegewahl (Routing), Fehlerbehandlung und Flußregelung.
  1. IP (Internet Protocol)
    Aufgabe: Übertragung von Datenpaketen.
    ARP (Address Resolution Protocol)
    Aufgabe: Wandlung von Internet-Adressen in Hardware-Adressen.
    ICMP (Internet Control Message Protocol)
    Aufgaben: Austausch von Fehlermeldungen und anderen Steuerinformationen
  1. Transportschicht (Transport Layer)
    Aufgabe: ermöglicht Verbindungen zwischen Anwendungsprozessen auf verschiedenen Rechnern.
  1. TCP (Transmission Control Protocol)
    Aufgabe: verbindungsorientierte Kommunikation von Endsystemen.
    UDP (User Datagram Protocol)
    Aufgabe: verbindungslose Kommunikation von Endsystemen.
  1. Kommunikationssteuerungsschicht (Session Layer)
    Aufgaben: Synchronisation und Organisation der Kommunikation zwischen Anwendungsprozessen.
  1. Darstellungsschicht (Presentation Layer)
    Aufgabe: sorgt für eine gemeinsame Informationsdarstellung zwischen Anwendungsprozessen über Rechnergrenzen hinweg.
  1. Anwendungsschicht (Application Layer)
    Aufgabe: stellt Anwendungsprozessen allgemeine und hochwertige Dienste für die Kommunikation in verteilten Umgebungen zur Verfügung.
5./6./7.
FTP (File Transfer Protocol)
Aufgabe: Dateiaustausch zwischen verschiedenen Systemen
SMTP (Simple Mail Transfer Protocol)
Aufgabe: Mail-Service.
Telnet (Network Terminal Protocol)
Aufgabe: Remote Login.
SNMP (Simple Network Management Protocol)
Aufgabe: stellt Dienste zur Verwaltung von TCP/IP-Netzen zur Verfügung

Tabelle 3: ISO-Referenzmodell, TCP/IP-Protokollfamilie

Die SAP Client-Server-Architektur baut auf der oben beschriebenen TCP/IP-Protokollfamilie auf. Zusätzlich findet das SNA-Protokoll (System Network Architecture) LU6.2 (Logical Unit) der IBM bei Anbindung an Hostsysteme (R/2) Anwendung.

Abbildung 2: R/3-Konfigurationsbeispiel

Abbildung 2 zeigt schematisch die technische Infrastruktur der Firmengruppe KAESER als Beispiel einer R/3-Konfiguration für etwa 600 Benutzer. Die einzelnen Anwendungsserver kommunizieren hier über einen sehr leistungsfähigen FDDI-Ring (Backbone-Netz) mit dem DB-Server. Die Verbindung zwischen den Frontend-Systemen (PCs) und den Anwendungsservern wird durch eine weitere Ring-Topologie hergestellt, die ihrerseits an ein Bussystem mit X-Terminals als Frontends angeschlossen ist. Die Gruppe der Workstations operiert als X-Terminal-Server.

Quellenverzeichnis:

3.3 Datenbankmanagementsysteme

Betriebswirtschaftliche Anwendungen arbeiten in der Regel mit großen Datenmengen. Stamm- und Bewegungsdaten belegen daher nicht selten erheblichen Speicherplatz. Um derartige Datenvolumina komfortabel handhaben zu können, sind leistungsfähige Speicherungs- und Zugriffsverfahren, welche von Datenbankmanagementsystemen (DBMS) bereitgestellt werden, erforderlich. Ein DBMS verwaltet zentral und integriert die Daten eines Datenbestandes in Form einer Datenbank und gewährt logische und physische Datenunabhängigkeit, Datenintegrität und -sicherheit sowie Redundanzkontrolle. Speziell relationale DBMS (RDBMS) zeichnen sich durch ihre logische Einfachheit aus. Die Datenspeicherung und Abbildung von Beziehungen innerhalb des Datenbestandes erfolgt in leicht handhabbaren zweidimensionalen Tabellen. Als Standard für die Datenabfrage und -manipulation in RDBMS gilt SQL (Structured Query Language).

R/3 als ein offenes, auf Standards basierendes System unterstützt ausschließlich RDBMS wie z.B. Informix (Informix Corp.), Oracle (Oracle Corp.), SQL-Server (Microsoft), ADABAS D (Software AG) und DB2/400 (IBM). Für den Einsatz ist lediglich die Leistungsfähigkeit des RDBMS ausschlaggebend. In diesem Kontext ist die Sybase Inc. zu nennen, deren etabliertes RDBMS das von der SAP geforderte "row-level locking" nicht unterstützt (Stand 1996). Die Folge war eine erhebliche Schwächung der Marktposition von Sybase.

Das R/3-System stellt, um eine noch höhere Unabhängigkeit von der jeweiligen SQL-Funktionalität des eingesetzten RDBMS zu gewährleisten, zwei SQL-Level für Datenbankzugriffe durch die ABAP/4 (Advanced Business Application Programming, Programmiersprache der 4. Generation) Development Workbench zur Verfügung:

Zum Schutz der Anwendungen und Anwendungsdaten vor unerlaubtem Zugriff verfügt das R/3-System über ein flexibles Berechtigungskonzept, das nicht auf dem Regelwerk des RDBMS basiert. Das R/3-Berechtigungskonzept ermöglicht neben der Vergabe von Benutzerkennung und Paßwort die Übertragung von differenzierten Rechten auf Transaktions-, Feld- und Werteebene. Berechtigungen können zu Profilen, darüber hinaus Profile zu Sammelprofilen gruppiert und einzelnen Benutzern zugeordnet werden.

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3.4 Schnittstellen

SAP R/3 kann unter Umständen nicht allen Ansprüchen einer Unternehmung genügen. Durch offene Anwendungsschnittstellen wird das System der Anforderung der Integration spezieller Anwendungen (z.B. technische Subsysteme und PC-Anwendungen) gerecht. Auf Anwendungsebene sind folgende Schnittstellen für die Kommunikation mit Fremdsystemen implementiert (Auswahl):

Quellenverzeichnis:

3.5 Online Service System

Das Online Service System (OSS) ist ein Kommunikationsmedium der SAP AG, über das sich eventuell auftretende Probleme mit dem System R/3 bearbeiten lassen. Repräsentiert wird das OSS durch von der SAP AG weltweit eingerichtete Servicezentren, auf die Kundensysteme durch eine Netzwerkverbindung, z.B. auf Basis einer ISDN-Verbindung Zugriff haben. Das OSS bietet eine umfassende Funktionalität, in deren Mittelpunkt die Problemlösung mit Hilfe einer Datenbank steht. Probleme bzw. Meldungen werden durch den SAP-Kunden im OSS-Datenbestand erfaßt, und nach einer automatischen Indizierung durchsucht das System die Datenbank nach Lösungen, welche bei erfolgreicher Suche angezeigt werden. Hält das System keine oder eine unbrauchbare Antwort bereit, kann die Meldung direkt über das OSS an den Kundendienst weitergegeben werden. Die OSS-Datenbank beinhaltet somit offene Fragen, aber auch Lösungen zu bereits abgeschlossenen Problemfeldern.

Weitere, zum Teil erst geplante Funktionalitäten (Auswahl) des OSS sind:

Quellenverzeichnis:

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Tabellenverzeichnis

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Abkürzungsverzeichnis

ABAP/4 Advanced Business Application Language; Programmiersprache der 4. Generation
ARP Address Resolution Protocol
BDC Batch Data Communication
CD-ROM Compact Disc - Read Only Memory
CSMA/CD Carrier Sense Mutiple Access/Collision Detection
DBMS Data Base Management System
EDI Electronic Data Interchange
FDDI Fibre Distributed Data Interchange
FTP File Transfer Protocol
GAN Global Area Network
GUI Graphical User Interface
IBM International Business Machines
ICMP Internet Control Message Protocol
ISDN Integrated Services Digital Network
ISO International Standards Organization
LAN Local Area Network
LU Logical Unit
NFS Network File System
OSS Online Service System
POP3 Post Office Protocol 3
RDBMS Relational Data Base Management System
RFC Remote Function Call
SAP Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung
SMTP Simple Mail Transfer Protocol
SNA System Network Architecture
SNMP Simple Network Management Protocol
SQL Structured Query Language
TCP/IP Transmission Control Protocol/Internet Protocol
UDP User Datagram Protocol
WAN Wide Area Network
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Zuletzt geändert: April 2001